Erfolgreich auf den Keks gegangen

Internationaler Einsatz für Poseidon Küken

,

Es ging los mit einer Zitrone für den ersten Trainer (mehr zu Orangen und Zitronen später): Am Samstag früh war Ausschlafen keine Option. Drei unserer Wasserballküken trafen sich mit Jan in Othmarschen, sieben weitere mit Benny in Altona. Gemeinsam machten sich die zehn Kinder mit den zwei Trainern auf den Weg nach Lystrup in Dänemark, um erste internationale Erfahrungen zu sammeln. Besonders erwähnenswert ist, dass nicht nur bereits Wingst-erprobte Jungs mitgefahren sind, sondern auch solche die noch gar nicht lange dabei sind.

Nach etwas mehr als vier Stunden Fahrt - inklusive obligatorischer Pinkelpausen – erreichten wir den Schulkomplex in Lystrup, in dem sich sowohl die Schwimmhalle für das Wasserballturnier, als auch die Klassenräume befanden, in denen die Mannschaften übernachteten. Da noch Zeit bis zum ersten Spiel war, konnten die Jungs das Gelände erkunden und sich nach der langen Fahrt bewegen, um im ersten Spiel auch körperlich „voll da“ zu sein.

Leicht abweichend zu den Begegnungen in Hamburg wurden die Spiele mit vier Feldspielern und einem Torhüter gespielt. Im ersten Spiel wartete dann eine wohlbekannte Mannschaft: Die U11 von ETV war unseren Poseidon-Küken überlegen. Dennoch setzten die Jungs – von denen nur zwei zehn Jahre alt waren, vier neun Jahre und noch einmal vier erst acht Jahre – die taktischen Vorgaben super um: „Was bedeutet ‚Pressdeckung‘?“ - „Den anderen nerven, auf den Keks gehen. Immer weiter stören, wenn der Gegner den Ball hat“. Am Ende des ersten Spiels stand es 10:6 für den ETV, aber die Leistung des Teams stimmte, und niemand musste sich über das Ergebnis ärgern.

Nach dem Spiel konnte bereits ein Auge auf kommende Gegner geworfen werden, welche Stärken und welche Schwächen sie haben: Der uns wohl bekannte HTB spielte gegen Slagelse SK, und wir konnten die körperliche Überlegenheit der Dänen erkennen und uns darauf einstellen. Leider war der HTB mit nur einem Wechselspieler und auch einer eher jungen U11 angereist, daher ging das Spiel deutlich mit 5:15 verloren.

Als Anschauungsunterricht taugte das Spiel dennoch, konnten wir die Fairplay-Regel des Turnier in Aktion sehen: Sobald eine Mannschaft mit fünf oder mehr Toren führt, muss sie in Unterzahl spielen. Bei zehn Toren dann mit zwei Spielern weniger. Gerade in dieser Altersklasse ist das eine schöne Regel, um die natürlichen Unterschiede in Körperlichkeit, Erfahrung und Talent, etwas auszugleichen und auch den weniger starken Mannschaften im wahrsten Sinne des Wortes etwas Raum zu geben, Erfahrungen zu sammeln.

Für die Trainer führte das dazu, die Mannschaft auf eine zweite taktische Vorgabe – die „Spezialtaktik“ – vorzubereiten: Sollten wir in unserem zweiten Spiel dann gegen Slagelse mit fünf Toren zurück liegen, wollten wir es ausnahmsweise mit Alt-Herren-Wasserball versuchen: Einer unserer Spieler (und nur der, der das Kommando vom Trainer bekommt) sollte vor dem gegnerischen Tor liegen bleiben, während die anderen drei weiterhin unsere bewährte Pressdeckung spielen sollten. Die Frage aus dem Team, was wir denn machen sollten, sollten wir selbst mit fünf Toren in Führung gehen, und Unterzahl spielen müssen, wurde vertagt – mit der Ankündigung von Jan und Benny, dass in dem Fall die Mannschaft einen ausgegeben bekäme.

images-1.jpg

Es kam anders, als die meisten Beobachter erwartet hatten: SSK war körperlich zwar überlegen, konnte mit unseren quirligen Küken aber nicht so recht etwas anfangen und kam nicht gut zum Abschluss. Die Pressverteidigung spielte wirklich hervorragend und bei Ballgewinn konnten sich vorne ein oder zwei unserer Spieler hinter ihrem Gegenspieler absetzen. Auf einmal hieß es 2:0 für Poseidon! Für einen kurzen Moment fingen die Trainer schon fast an, im Geiste Euros gegen Dänische Kronen zu tauschen, damit das Versprechen eingelöst werden konnte, aber dann wurden bei Slagelse vorübergehend ausnahmslos die größeren und erfahreneren Spieler:innen eingesetzt. Es kam zu dem erwarteten Überzahlspiel, da der Abstand zwischenzeitlich mehr als fünf Tore betraf. Am Ende hieß es 7:11 aus unserer Sicht, aber das Ausrufezeichen war gesetzt, mit diesen Spielern sollte man in der Folge noch rechnen!

Nach dem Abendessen in der Schulcafeteria musste die noch in rauen Mengen vorhandene Energie verbraucht werden, indem Verstecken, Ticken und andere Spiele in den Fluren gespielt wurden. Als es dann Zeit zum Schlafen war, alle Zähne geputzt, und die Jungs in ihren Schlafsäcken, durfte jeder den anderen von seiner Zitrone („Was hat mir heute nicht so gut geschmeckt?“) und seiner Orange („Was hat mir gut gefallen?“) erzählen. Die Zitronen waren geprägt vom frühen Aufstehen (siehe Anfang), der langen und anstrengenden Autofahrt und kleinen Streitereien oder Missverständnissen, die Orangen vom Stolz auf die gute Leistung im Wasserballspiel, den Spaß an den Spielen außerhalb des Wassers, und dass das Team sich von Zitronen schnell erholen kann und für einander da ist. Anschließend gab es noch eine Gute-Nacht-Geschichte und dann kehrte auch bald Ruhe ein, damit neue Kraft für die nächsten drei Spiele getankt werden konnte.

Am Sonntag um viertel vor sieben klingelte „der magische Wecker“, vor dem auf Toilette gehen zwar erlaubt war, aber nicht andere (vor allem nicht die Trainer) durch sprechen oder anstoßen zu wecken. Pünktlich um kurz nach sieben gab es dann Frühstück, und dann war noch genug Zeit, sich auf das Spiel um kurz nach acht vorzubereiten.

Als es draußen heller wurde, konnte man erkennen, dass das Wetter eine Überraschung für die Kinder parat hatte: Es schneite! Doch dafür war im Augenblick keine Zeit, es ging zum Spiel.

Keine Überraschungen gab es in den taktischen Vorgaben für das Spiel gegen das Team aus Tommerup (Dänemark). Wieder waren unsere Gegner körperlich überlegen, und wieder konnten unsere Küken das Spiel des Gegners gut stören, und nur wenige Chancen zulassen. Am Ende konnte Tommerup zwar mit 6:4 gewinnen, aber wir waren nie auf Grund der Fairplay-Regel in Überzahl gekommen. Wieder eine hervorragende Leistung, in der sich alle Spieler auch individuell noch einmal gesteigert hatten: Wenn ein Gegner an einem unserer Spieler vorbei geschwommen war, fand sich immer ein Mitspieler, der im wahrsten Sinne des Wortes noch ein paar Meter extra schwamm und versuchte auszuhelfen.

Nach dem Spiel gab es freie Zeit, um draußen im Schnee zu spielen. Neben Schneeballschlachten, und riesengroßen Schneekugeln (hatte hier ein cleveres Kind etwa einen Basketball als Grundlage genommen?) gab es einen spontanen Zuwachs für das Mannschaftsfoto.

images-2.jpg

Leider konnte unser elfter Spieler nicht mit ins Wasser – das wäre wohl nicht gutgegangen. Aufmerksame Leser können vielleicht auf dem Foto erkennen um wen es sich hier gehandelt hat.

Wie schon berichtet war die Mannschaft des HTB mit nur einem Auswechselspieler besetzt, und hatte natürlich ebenfalls schon drei Spiele hinter sich. So gingen wir mit einem deutlichen Vorteil in das letzte Gruppenspiel, da alle unsere Spieler regelmäßig ausgewechselt werden konnten, um kurz zu verschnaufen. Bereits in den Spielen gegen die dänischen Mannschaften hatten wir eingeführt, dass nicht nur der Trainer entscheidet, wer ausgewechselt wird, sondern auch diejenigen Spieler, die gerade erschöpft sind, Bescheid geben können, und dann so schnell wie möglich eine kleine Pause bekommen. Diesmal mussten wir im Spielverlauf Unterzahl spielen, da wir mit mehr als fünf Toren geführt haben. Auch in Unterzahl wurden die gegnerischen Spieler oft erfolgreich gestört, und so konnten wir mit 8:3 den ersten Sieg feiern.

images-3.jpg

Dadurch belegten wir nach der Gruppenphase den vierten Platz und durften in einem kleinen Finale noch um den dritten Platz spielen. Gegner war hier wieder die Mannschaft aus Tommerup. Sollte ein besseres Ergebnis drin sein, als noch am Morgen? Der Wille war da, die Einstellung stimmte auch, allerdings fehlten am Ende einfach die Kräfte. Dennoch war das Glück mit den Tüchtigen, und als letztes eigenes Tor im Turnier erzielten die Küken noch das kurioseste: Der lange Pass vom Torwart auf den vorne einschwimmenden Spieler wurde von diesem mit dem Hinterkopf direkt ins gegnerische Tor verlängert. Am Ende errang Tommerup mit einem 7:4 die Bronze-Medaille, aber auf den erreichten vierten Platz können wir als Poseidon wirklich stolz sein.

Es konnten sich fast alle in die Torschützenliste eintragen. Und die die es nicht schafften, selbst ein Tor zu schießen, haben ihren Mitspielern genau den Pass gespielt, dass diese trafen. Ebenso wichtig sind die gemeinsamen Rituale, wie der Teamgruß vor und das Abklatschen mit den Gegnern nach dem Spiel. Eine wirklich großartige Teamleistung!

images-4.jpg

Die Rückfahrt verlief erwartungsgemäß ruhiger als die Hinfahrt, eine kleine Rast mit Stärkung legten wir noch ein, und gegen 20:00 Uhr waren dann auch alle zu Hause.

Für die Poseidon-Küken spielten: Bo, Jorin, Quinn, Liam, Michael, Mika, Gabriel, Joni, Filip und Emil.