GEHT EINE ÄRA LANGSAM ZU ENDE?

Kann eine Wasserballmannschaft, wie die von mir in den Siebzigerjahren ins Leben gerufene sogenannte „Dritte“ des SV Poseidon Hamburg, sich über Jahrzehnte halten?  

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Bisher konnte sie es. Die Bezeichnung wurde zwar mehrfach zwangsumbenannt, nach SVP 3, SVP 5, SVP 6 spielt die Mannschaft jetzt als SVP 6 AK. Aber wir waren immer präsent. Jahrelang spielte die aus ehemaligen Aktiven der Ersten Poseidon-Mannschaft bestehende Truppe eine führende Rolle in der Oberliga Nord. In Hamburg waren wir ein gern gesehener, wenn auch das eine oder andere Mal gefürchteter Gegner, trotz unseres Alters. Einige jüngere Spieler kamen nach und nach zu unserer Unterstützung hinzu.

Gerne denke ich zurück an die Reisen mit der Mannschaft. Ob es nach Singapur und Malaysia ging, wir Wasserballspiele in Israel bestritten oder auch in Südafrika wilde Tiere beobachten konnten, die Eindrücke werden unvergessen sein.

Ab 1999 stiegen wir in die deutsche und internationale Masters-Szene ein. Mit großem Erfolg. Ganz entscheidend war dabei, dass ein Torwart unserer Altersklasse zu unserer Mannschaft stieß. Ekke Kienemann kehrte der DDR den Rücken und schloss sich uns an. Eine große Verstärkung!
Europa- und Weltmeisterschaften bestritten wir in aller Welt. Wir errangen den Titel eines Weltmeisters in Neuseeland, des Europameisters in Rumänien und Ungarn sowie mehrere Male den Titel eines Deutschen Meisters.

Mit dem Älterwerden kamen natürlich erste gesundheitliche Probleme. Unser langjähriger Mitspieler Klaus “Katze“ Katzenstein konnte nach einem Schlaganfall nicht mehr Wasserball spielen. Bis zu seinem Tod im vorletzten Jahr stand er uns fast immer am Protokoll zur Verfügung. Der nächste war Knut „Knutschi“ Südecum. Er konnte sich ebenfalls nach einem Schlaganfall nie richtig erholen und starb nach langem Kampf.
Durch Zugänge aus anderen Vereinen konnten wir aber die großen Turniere immer noch bestücken. Dann wurde Helmut „Kocher“ Koch krank. Er hat sich nie wieder erholt und ist verstorben. Holger Roehl, Nationalspieler, eine große Stütze unserer Mannschaft trat zurück, wurde krank und ist ebenfalls verstorben.

Aus Alters- und gesundheitlichen Gründen bin ich selbst 2018 als Spieler und Kapitän zurückgetreten. International gegen Gleichaltrige zu spielen, ging gerade noch, wenn auch mühsam. Aber die Belastung in Hamburg mit teilweise 30 bis 50 Jahre jüngeren Gegnern war zu groß.

Dieses Gefühl haben mittlerweile einige meiner Mannschaftskameraden. Zwei Mitspieler haben ebenfalls Ihren Rücktritt erklärt. Mein jahrzehntelanger Wegbegleiter Walter“ Waldi“ Roscher hat die Badehose an den Nagel gehängt, er ist leider auch nicht mehr ganz gesund. Wir kennen uns schon seit den fünfziger Jahren. Sein Vater, ein alter Poseidone, hat mir das Schwimmen in den Wellen vor Sylt ab Windstärke 5 beigebracht. Die Informationen auf Walters Homepage und auf der Poseidonseite sind Spitzenklasse.
Unser Torwart Ekkehard „Ekke“ Kienemann hat ebenfalls seinen Rücktritt bekanntgegeben. Eine erfolgreiche Karriere geht zu Ende. Er war im Nationalkader der ehemaligen DDR und hatte großen Anteil an den Erfolgen und Titeln der Poseidon-Masters bei nationalen und internationalen Meisterschaften.
Schon vor einiger Zeit haben sich Dietrich Mittelstädt und Jürgen „Chamakko“ Rüder vom aktiven Sport zurückgezogen, doch als Fans sind sie noch mit dem ganzen Herzen dabei.

Meine große Hoffnung ist, dass der Geist dieser Mannschaft, jetzt von den jüngeren Spielern übernommen wird, und die „Ära Poseidon 3“ noch lange erhalten bleibt.

Gut Nass!
Bernd „Horni“ Hornung