7x Gold und 2x Silber für Poseidon Masters

Die Europameisterschaften der Masters im Schwimmen wurden für die Mannschaft des SV Poseidon Hamburg zur erfolgreichsten Meisterschaft überhaupt. Herausragende Akteure waren Karin Eddelbüttel, die 2x Gold und 3x Silber in der AK 55 holte und hierbei 3 neue Deutsche Rekorde der Masters schwamm und Dieter Seifert mit 5 Goldmedaillen !!! und einem neuen Deutschen Mastersrekord in der AK65. Herzlichen Glückwunsch.

,

Hier ein Bericht von Dieter Seifert.

The 14th European Masters Championships in Eindhoven from August 31st till September 8th 2013.

Pieter van den Hoogenband Zwemstadion 

Wieder einmal hatte ich mich entschlossen an den Europameisterschaften der Masters teilzunehmen.

Der Austragungsort “Pieter van den Hoogenband Zwemstadion” in Eindhoven flößte einem schon durch seine Namensgebung sehr viel Respekt ein.

Aber auch die Ausmaße dieses Schwimmstadions, die man von den im Internet gezeigten Fotos ableitete, waren schon sehr beeindruckend. Auch wurden hier seit 2007 schon viele international bedeutende Schwimmereignisse durchgeführt. All dies fachte meinen Ehrgeiz noch mehr an und veranlaßten mich, das Trainingspensum  vor diesem Schwimmereignis noch einwenig zu steigern.

Für mich begannen die Wettkämpfe erst am 5. Tag der Europameisteschaften; also habe ich mich zusammen mit Hans-Joachim –Jochen- Coellius- erst am 2. September auf den Weg nach Eindhoven gemachen. Zwischenzeitlich hatten die Wettkämpfe aber schon begonnen und zwar mit einem Paukenschlag für den SV Poseidon Hamburg. Karin Eddelbüttel hatte in ihrer AK 55 die 800 Meter Freistil in einer neuen DMR-Zeit von 11:08,34 Minuten gewonnen und war damit Europameistern in diesem Jahr.

Diesem Erfolg fügte Karin dann auch gleich einen zweiten Paukenschlag hinzu: sie wurde über 400 Meter Freistil ebenfalls Europameisterin in neuer Deutscher-Masters-Rekord-Zeit von 5:26,34 Minuten. Beide Rekorde hatte sie in diesem Jahr schon einmal verbessert und hatte, wie sich jetzt zeigte, nochmals hart an sich gearbeitet. Die Erfolge geben ihr Recht.

Ich hatte mich ebenfalls gewissenhaft auf diese Meisterschaften vorbereitet und hoffte nun, mein mir gestecktes Ziel - mindestens immer unter den ersten Sechs-Platzierten ins Ziel zu kommen und doch wenigstens einmal auf’s Treppchen - zu erreichen.

Der erste Tag (2. September) begann mit der Akkreditierung. Dann wurde sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht. Wo sind die Umkleidekabinen, die Duschen, das Ein-und Ausschwimmbecken, der Call-Room? Alles wichtige Dinge, die man vorher erkunden sollte, zumal, wenn man vor dem Wettkampf sehr aufgeregt ist - wie ich. JE OLLER - JE DOLLER.

Gleiches galt natürlich für alle unsere SchwimmerInnen, da außer mir bisher keiner an einem solchen internationalen Schwiiereignis teilgenommen hat.

Unsere Mannschaft bestand aus:

Karin Eddelbüttel – Birte Kahlke – Miiram Müller – Bente Sauer – Corinna Stöver – Jochen Coellius – Dieter Seifert und Kai Olaf Zarp.

 

Da der Wettkampfernst für mich erst am 5. Tag der Europameisterschaften beginnen sollte, konnten Jochen ich am Dienstag, den 3. September noch Eindhoven einwenig zu Fuß erkunden. Ich mußte dabei feststellen, dass die Stadt nicht sehr viel Reizvolles für mich zu bieten hatte. Ich war also froh, endlich am

4. September in das Wettkampfgeschehen eingreifen zu können. Es wurde auch Zeit, den Adrenalinspiegel ein wenig runterzufahren. 50 Meter Rücken stand für mich auf der Tagesordnung. Eine Strecke zum Eingewöhnen. Kurz und knackig. Und gleich warteten nicht nur sehr gute sondern auch noch prominente Gegner, wie Folkert Meeuw (SG Wuppertal), auf mich.

 

Die gemeldeten Zeiten waren schon ganz anpsrechend. Aber ich versuchte mich zu beruhigen, in dem ich mir immer wieder sagte: “Die Zeiten müssen ersteinmal jetzt und hier geschwommen werden. Am Ende der Bahn bleibt die Zeit stehen!”

 

Die Nervosität bei mir stieg ständig; pünktlich im Schwimmstadion; umziehen; einschschwimmen; kann ich mich am Hallendach orientieren; ich habe immer einen Hang in die Leinen zu schwimmen; rechtzeitig am Call-Room auftauchen; dann Lauf für Lauf immer eine Stuhlreihe weiter aufrücken; bis man dann endlich in der Halle angelangt ist. Dann ist man aber immer noch nicht an der Reihe. Dann gehen erst noch zwei Läufe vor dem eigenen ins Wasser.

 

Jetzt endlich steht man auf der Starbrücke. Die Startsignale und -kommandos haben sich mir eingeprägt. Ab geht es – hinein ins Wasser; ich fliege am ganzen Körper. Hoffentlich blockiert die Aufregung nicht die Leistungsfähigkeit. Wollen will man schon – geht es aber auch? Langer Pfiff – Take your marks – Startsignal und ab geht’s! Der Rückenstart ist ganz ordentlich gelungen. Ich bin nicht von der Wand abgerutscht. Die Unterwasserphase ist wohl mal wieder nicht optimal. Stephen Marcus würde sagen: nicht mit der nötigen Körperspannung.

 

50 Meter Augen zu und durch. 50 Meter können ganz schön lang sein. Wann kommt die Ziel(Wende-)leine - da - jetzt noch vier Armzüge und mit einme Kick an die Wand. Dann der Blick auf die Anzeigentafel. Für mich ein nahezu aussichtsloses Unterfangen auf diese Entfernung etwas zu entziffern. Da die Startfolge sehr eng und schnell erfolgt, verschwindet das Ergebnis auch schnell wieder von der Anzeigentafel. Also steige ich ahnungslos über das Erreichte aus dem Wasser.

 

Frage an den einen oder anderen Konkurrenten. Folkert - genauso “blind” wie ich - kann mir auch nicht weiter helfen. Jetzt, jetzt kommt Detlef Treptow auf mich zu und gratuliert. Aber eine Zeit kann er mir auch nicht sagen und der Platzierung – naja, sie sollte nach seinen Angaben zumindest fürs Treppchen gereicht haben. Dann allerdings hätte ich mein größtes Ziel bei dieser  Europameisterschaft schon im ersten Wettkampf erreicht.

 

Am Ende zeigte mir dann das Protokoll: ich bin Europameister über 50 Meter Rücken in Saisonbestzeit von 0:34,74. Ich war sehr glücklich und wollte nun die weiteren Wettkämpfe gelassener angehen. Würde sich dann auch die Aufregung/Nervosität bei mir legen?? NEIN - leider nicht.

 

Am nächsten Tag standen für mich die 200 Meter Rücken und 50 Meter Freistil auf dem Wettkampfprogramm. Die 200 Rücken waren der erste Wettkampf an diesem Tag. Beginn um 8.00 Uhr - Einschwimmen ab 6.30 Uhr. Das bedeutete für mich und meinen Zimmernachbarn, Jochen Coellius, um 5.20 Uhr aufstehen. Um 6.00 Uhr haben wir das Hotel mit einem Frühstückspaket verlassen, um pünktlich im Wettkampfbecken die Einschwimmzeit nutzen zu können.

 

Start - Wende - Orientierungspunkte am Hallendach usw. Jeder der als Athlet Rücken schwimmt, kennt das Procedere. Und wie bei den 50 m Rücken folgte der Aufruf. 200 Meter – vier mal die laaaange Bahn – oh! Nur hatte ich in den letzten 24 Monaten die Strecke nicht mehr geschwommen. Kann ich mir das Rennen richtig einteilen? Man wird sehen - und fühlen. Start - - - - auf den ersten Meter versucht man in den Rythmus zu kommen; lang und kräftig durchziehen – Atmen nicht vergessen. Und schon kommt die erste Wendemarkierung - ein - zwei - drei Armzüge - tief Luft holen, umdrehen und dann – ist die Wand auch da? Getroffen. Getaucht - naja und weiter gehts.

 

Etwa bei 80 Meter setzt sich so ein kleines fieses Männchen auf meine Brust und drückt mir den Brustkorb zusammen. Ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen. Wie soll ich das nur durchstehen. Aber aufgeben – nein - das gibt es nicht. Also ran an die Wende und rum. Auf einmal ist das fiese kleine Männchen weg - habe ich bei der Wende wohl verloren; war wohl Nichtschwimmer. Dann nach 125 Meter ein Versuch mal nach links und rechts zu schauen, um eine Orientierung zu bekommen. Sah ja eigentlich ganz gut aus. Aber wer so Kurzsichtig wie ist, kann auch leicht mal sich vergucken. Die letzte Wende - gut geklappt. Wand richtig getroffen und nun noch einmal alles was im Körper an körperlicher und mentaler Kraft ist mobilisieren. Die Zielfähnchen tauchen auf. Ein - zwei - drei - vier Züge und einen Kick. Geschafft.

 

Nun ist die Anzeigentafel dicht genug und die Startfolge ist etwas länger. So kann ich mich orientieren und bin völlig aus dem Häuschen. Europameister in der Zeit von 2:54,40. Die zweite Goldmedaille. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter. Und meine Kokurrenten, Folkert Meeuw, Uli Reinhardt, Kurt Frei der Schweizer, alle gratulieren fair und herzlich.  Was also soll mir jetzt noch passieren. Meine kühnsten Träume waren jetzt schon mehr als übertroffen. Dieses Glücksgefühl hatten bis dahin sicherlich auch:

 

Karin Eddelbüttel (AK 55/SV Poseidon Hamburg), Europameisterin über 800 und 400 Meter Fresitil

 

Zwei Wettkämpfe später standen heute dann noch die 100 Freistil auf meinem Programm. Hier traf ich auf einen mir sehr wohl bekannten und sehr hartnäckigen Konkurrenten. Frank Hesbacher aus München. Auch war mir von der EM in Cadiz noch Alexander Bashmakov aus Moskau sehr gut bekannt. Frank hatte natürlich den Ehrgeiz, sich für die Niederlage bei den Deutschen in Sindelfingen zu revanchieren. In Cadiz war in das 2009 sehr eindruckvoll gelungen. Damals wurde ich “nur” Dritter. Dies wollte ich in jedem Falle diesmal verhindern.

 

Der Start verlief suboptimal. Meine Startzeit 0,94 Sekunden. Franks Zeit 0,76 Sekunden. Schon hatte ich fast zwei Zehntel verschenkt. Später hat man mir gesagt: “ Du hast auf dem Startblock geklebt, wie eine Biene am Honigtopf.” Bei der Wende hatte ich mich dann aber um 3 Hunderstel an Frank vorbei geschoben. Unsere Mitkonkurrenten lagen hier schon knapp 2 Sekunden dahinter. Also entbrannte ein Zweikampf, den ich dann auf den letzten 25 Metern entscheiden konnte. Ich mußte  immerhin einen neuen Deutschen Alterklassenrekord von 1:05,05 schwimmen um Frank zu bezwingen und Europameister zu werden.

 

Am Freitag 6. September war mein letzter Wettkampftag. Heute standen 50 Meter Freistil und 100 Meter Rücken für mich auf dem Programm. Am Tag zuvor hatte ich in der Freistilstaffel mixed mit Birte Kahlke, Miriam Müller und Kai Olaf Zarp für den Poseidon nur eine sehr klägliche Zeit über 50 m Freistil (0:30,25) abgeliefert. Dafür kann ich mich nur bei meinen Mitstreitern entschuldigen - trotzdem erreichten wir dank der sehr guten Leistungen meiner Mitstreiter einen guten 8. Platz.

 

Aber kein gutes Omen für die 50 Freistil an diesem Tag. Nach den Meldezeiten hatte ich gute Chancen auf die Plätze 6 bis 10. Ich schwamm auf der äußersten Bahn 9. Diesmal gelang mir aber ein “Blitzstart” - für meine Verhältnisse. Mit 0,8 Sekunden kam ich vom Block. Augen zu und durch - alles was geht! Alles passte, Start und Anschlag - und die Uhr blieb bei 0:28,86 vor allen anderen stehen. Ich konnte also nun meinen vierte Europameistertitel feiern. Man kann sich nicht vorstellen, nicht beschreiben, was da in einem abgeht.

 

Aber es standen nun noch die 100 Meter Rücken an. Eigentlich sollte ich ja schon mehr als zufrieden sein - war ich auch. Aber jetzt meldete sich wieder mein Ehrgeiz. Jetzt wollte ich Alles. Jetzt wollte ich bei meinem fünften Start auch das füfte Gold. Und dies gelang mir dann auch sehr eindrucksvoll - glaube ich. Mit 2,21 Sekunden vor dem Zweiten und 3,96 Sekunden vor dem Dritten konnte ich meinen fünften Eupameistertitel nach Hause schwimmen.

 

Ich habe diese Jahr die Gunst des Zeitpunktes genutzt und man möge mir verzeihen, dass in meinem ganz persönlichen Bericht meine Mitstreiter vom Poseidon einwenig zu kurz gekommen sind. Aber ich habe vor allen Leistungen Respekt - es müssen nicht immer erste, zweite oder dritte Plätze sein. Viel wichtiger ist das erreichen des persönlichen Zieles - und eine gute Zeit. 

Hier der komplette Bericht mit den Ergebnissen des SV Poseidon