54. Deutsche Meisterschaften der Masters Kurze Strecke in Dresden, 02.–04.06.2023

Ein Wettkampfbericht von Dietrich Schwandt und ein Dresdener Kulturbericht von Dieter Seifert

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Wettkampfbericht von Dietrich Schwandt:

Was für ein perfektes Wochenende! Ein Riesenevent mit toller Organisation, unser Dieter wieder in Rekordlaune, gute Stimmung und Grill und Sonne satt.

Der Reihe nach: Fast Tausend (987) Schwimmerinnen und Schwimmer aus 251 Vereinen trafen sich in Dresden für die kurzen Schwimmstrecken auf der 50 m Bahn. Zum Einschwimmen standen zwei 50 m Becken zu Verfügung, was ein Luxus. Aus Hamburg meldeten sich 22 Aktive aus 8 Vereinen. Wir drei vom SVP: Dieter Seifert, Lennart Döhle und ich, hätten zwar Skat spielen, aber leider keine Staffel schwimmen können. Die Staffeln waren stimmungsmäßig die Höhepunkte, besonders die Siegerehrungen draußen im Sonnenschein, umringt von Hunderten klatschenden und fröhlichen Aktiven.

Sportliche Höhepunkte waren aber die zwei neuen Europarekorde, die Dieter über 50 und 100 Freistil errang. Zwei ER hat sonst keine andere Schwimmerin oder Schwimmer erzielen können. Dieter startete 4x in der Altersklasse 75:  4 Masters-Titel, 4 Deutsche Rekorde und 2 Europarekorde:

  • 50 Freistil in  30,27;  alter DR 31,19 von 2015;  alter ER 30,32 von 2016, England
  • 100 Freistil in 1:09,37; alter DR 1:11,78 von 2014; alter ER 1:09,93 von 2022, England
  • 50 Rücken in 37,15 ;  alter DR 37,24 von 2019
  • 100 Rücken in 1:21,89; alter DR 1:22,65 von 2019

Innerhalb von 4 Wochen hat Dieter somit 5 Europarekorde errungen, 3 bei den Hamburger Landesmeisterschaften am 7.5.23 auf der 25 m Bahn und jetzt 2 auf der 50 m Bahn. Riesen Erfolg, und Riesenglückwunsch an Dieter.

Schade, dass der Hamburger Schwimmverband und die selbsternannte „Sportstadt“ Hamburg solche Leistungen nicht genügend honoriert zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung, mit der Dieter auch zu den Weltmeisterschaften nach Japan fahren könnte. Er wäre als amtierender 3-facher Europameister von Rom und jetzt als 5-facher Europarekordler sicher ein gutes Aushängeschild für die Sportstadt Hamburg. Ohne Förderungen werden sich nur noch Wohlhabende solche Reisen leisten können. Selbst bei nationalen Wettkämpfen wie hier in Dresden müssen bestimmt viele Aktive ihre Kosten für Fahrt und Unterkunft kalkulieren. Umso erstaunter war ich, wie viele junge Teilnehmende aus rein sportlichen Gründen, ohne Chance auf eine Medaille, angereist waren. Ein extremes Beispiel dafür waren die 50 Freistil der Frauen: Es gab 34 Läufe mit 265 Schwimmerinnen. Allein in der Altersklasse 20 schwammen 109 (!) Frauen um den einen Masterstitel. Hut ab vor so viel Sportsgeist.

Und Hut ab auch vor unserem Lennart, der über 100 S, 50 F und 50 B gegen zahlreiche (>30) Konkurrenten antrat und sich zwischen dem 13. und dem 27. Platz wiederfand und trotzdem Spaß hatte. Noch mehr Spaß wird Lenny aber in den nächsten Tagen haben, wenn er mit seinem Dresdener Kumpel gleich weiter zu einem 6-tägigen Rock-Festival in der Nähe von Wien fährt. 6 Tage sind anstrengend, aber Kondition hat er ja. Und da zeigt sich der kleine Altersunterschied von fast 50 Jahren zwischen Lenny und mir, er geht zum Rockkonzert, und ich war am Samstagabend in einem Orgel-Trompeten-Konzert mit Barockmusik in der Frauenkirche, es war sehr schön und ein Kontrastprogramm zum Wettkampf in der Halle. Zum kulturellen Erbe und den kulturellen Schätzen von Dresden hat Dieter den nachfolgenden, sehr lesenswerten Artikel geschrieben.

Bei mir war nach den Meldeergebnissen kein Spitzenplatz zu erwarten, mir liegen ja mehr die langen Strecken und nicht die Sprints. Aber wie Dieter zu sagen pflegt, es muss erst mal geschwommen werden, und siehe da, die Konkurrenz (7-9/WK) war doch nicht so schnell wie gemeldet, und ich konnte 3x den ersten Platz und 1x den vierten Platz ergattern. Aber weit entfernt von irgendwelchen Rekorden. Da spielt Dieter in einer anderen Liga, er Manchester City, ich HSV. Na, nach der gerade mal wieder vergeigten Relegation bin ich bei dem Vergleich vielleicht doch ein bisschen besser als der HSV.

Im Medaillenspiegel haben sich unsere 7 x Gold gut gemacht: Platz 18 von 160 Vereinen. 91 weitere Vereine haben keine Medaille erringen können. Echt sportlich! Und der SV Poseidon ist im Ranking weit vor den anderen Hamburger Vereinen plaziert. Darüber darf man sich mal kurz freuen, denn bei den nächsten Hamburger-DMS sieht es wieder anders aus.  Die Medaillen - mal was Neues - waren aus purem Plastik, gut gestylt und nicht zu übersehen. Dieter hätte sicher über 200 L noch einen 5. Titel gewonnen, aber er musste leider diesen vorletzten Wettkampf des Sonntags absagen, um seinen ICE nach Hamburg nicht zu verpassen. Dieser ICE kam dann mit 40-minütiger Verspätung, grrr…. sehr ärgerlich, das hätte gut für sein Rennen gereicht. Aber Dieter kann die 200 Lagen ja nachholen, auch bei Sonnenschein, Grill und guter Stimmung  –  in unserem Ollobad !

Kulturbericht von Dieter Seifert:

D R E S D E N - Inbegriff für Kultur – Barock – August den Starken – Architektur – Frauenkirche – Kreuzchor – Kunstschätze und Diebstahl.

Wieder einmal machte ich mich auf die Reise nach Dresden. Anlass: die 54. Deutsche Meisterschaften der Masters im Schwimmen vom 02. – 04. Juni 2023. Es war für mich mittlerweile der fünfte Besuch in dieser für mich  faszinierenden Stadt. Das erste Mal noch zu Zeiten der DDR – 1977. Die Frauenkirche war noch ein Trümmerhaufen aus dem ein Fensterelement verrußt herausragte.

Bei einem weiteren Besuch – nach der Wende – war der Wideraufbau der Frauenkirche im vollen Gange. Man konnte schon das Gewölbe, welches jetzt als Unterkirche genutzt wird, besuchen. Darin wurde das kurz vorher entdeckte Original-Abschlusskreuz ausgestellt. Der Wiederaufbau wurde bei weiteren Besuchen weiter verfolgt – Schuttberg beseitigen – brauchbare Bauelemente nummeriert und als „Puzzleteile“ am Elbufer auf langen Regalen gelagert – Fertigstellung des Gewölbes/Unterkirche – Aufbau der Frauenkirche unter Verwendung alter brauchbarer Bauteile/Steine – 2005 Weihung der Frauenkirche. Und 2005 Teilnahme an den 38. Deutschen Meisterschaften der Masters. Da kommen Erinnerungen in mir hoch. Mit 10 – in Worten: zehn – Teilnehmer*innen sind wir an den Start gegangen. Darunter Namen, wie Rolf Lange, Corinna Stöver, Dirk Cohrs, Bernd Hornung und, und, und. Begleitet wurden wir von Bruno Liedtke. Noch einmal: 10 Aktive. Dieses Mal: 3 (?). 2005 wurden 26 Einzelstarts und 7 Staffelstarts ausgeführt – 2023 = von drei Aktiven 11 Einzelstarts absolviert.

Ist Dresden nur für mich reizvoll und interessant? Diese Frage bezieht sich nicht nur auf diese Stadt, sondern auch die Masterwettkämpfe im Allgemeinen.

Der Autor konnte sich seine Starts so einteilen, dass er Dresden wieder neu und vertieft entdecken konnte. Da waren die Allseits sehr bekannten Sehenswürdigkeiten wie Zwinger und Frauenkirche. Neu zu entdecken war für mich das wiederaufgebaute Schloss mit seinen vielen Museen. Ganz besonders war für mich von Interesse das Historische Grüne Gewölbe. Nein, nicht wegen des Juwelenraubes – sondern der Raumgestaltung. Die Schätze des „Grünen Gewölbe“ konnte ich schon 1977 im Albertinum, dem damaligen Ausstellungsort, bewundern. Hier lag die Aufmerksamkeit auf der Gestaltung der Räumlichkeiten. Man muss es gesehen haben! Im Schloss habe ich mich dann an dem für mich wettkampffreien Samstagnachmittag aufgehalten. Hier waren noch weitere Kunstgegenstände aus dem Grünen Gewölbe ausgestellt, sondern es gab noch weitere Museen, wie die wiederhergestellten Prunkräume/Staatsräume August II. von Sachsen (August der Starke), Waffensammlungen, Türkische Cammer, und noch vieles mehr. Für die Sammlungen, die mich am meisten interessierten haben ich ca. 3 Stunden im Schloss verbracht. Das ist sicherlich nichts für jeden. Aber Dresden hat eben noch mehr zu bieten. Auch in näherer Umgebung und landschaftlich. Meine Empfehlung – Besucht einfach mal Dresden – nicht nur zum Schwimmen.

Wie die „Drei Musketiere des Poseidon“ (ich weiß, dass ein Roman von Alexandre Dumas und die Griechische Mythologie nicht zusammen gehören) sportlich unterwegs waren, dass könnt Ihr im Bericht von Dietrich Schwandt verfolgen.

Zum Schluss: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir mal wieder mit einer größeren Truppe an einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen würden – denn Schwimmen ist nicht nur ein Einzelsport, sondern kann auch ein Mannschaftssport sein.